„Demografie 4.0“ – Rund 200 Teilnehmer bei Fachtagung

Petra Crone und Prof. Dr. Jürgen Deller bei der Fachtagung. Foto: Wolfgang Teipel

Valbert. Die Integration Geflüchteter in den deutschen Arbeitsmarkt braucht Zeit. Manche sprechen von zehn Jahren. Prof. Dr. Jürgen Deller von der Leuphana Universität Lüneburg glaubt, dass es auch schneller gehen kann. Der Wirtschaftspsychologe, der lange Zeit auch als Personalchef gearbeitet hat, stellte am Donnerstag bei der sechsten Fachtagung des Arbeitskreises „Demografie – lebenslanges Lernen“ die Ergebnisse seiner Studien vor.

„Demografie 4.0: Vielfalt leben – Integration gestalten“, das Thema der Fachtagung ist brandaktuell. Das zeigte auch da große Interesse. „Wir hatten rund 200 Anmeldungen. Das ist bisheriger Rekord“, sagte SPD MdB Petra Crone bei der Begrüßung der Gäste im evangelischen Tagungszentrum Haus Nordhelle in Valbert.

Zwischen Willkommen und Ankommen

Die Friedrich-Ebert-Stiftung unterstützt den Arbeitskreis bei der Planung und Organisation der Fachtagungen. Foto: Wolfgang Teipel

Zwischen Willkommen und Ankommen – welchen Beitrag kann die Zivilgesellschaft zur Integration von Flüchtlingen leisten? Petra Crone, die die Fachtagungen zusammen mit der Friedrich-Ebert-Stiftung organisiert, zeigte Hochachtung vor dem Engagement aller Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe. Sie bildeten einen Gegenpol zu „hässlichen Fratzen und hasserfüllten Schreihälsen“ sowie „Biedermännern und Brandstiftern“, sagte die Politikerin.

Dass es ohne die Ehrenamtler nicht geht, erkennt auch Prof. Dr. Jürgen Deller an. Der Wissenschaftler setzt aber zugleich auf Professionalisierung. Unternehmen müssten zielgerichtet Kompetenzen Geflüchteter ermitteln, die eigene Belegschaft darauf einstellen, dass Vielfalt ein Gewinn sei und Verständnis für unterschiedliche Kulturen und Mentalitäten schaffen.

Leitfaden für Unternehmen

Prof. Dr. Jürgen Deller: „Wir brauchen Kulturlotsen.“ Foto: Wolfgang Teipel

„Wir brauchen Kulturlotsen, die die Menschen von der einen Kultur ihn die andere (Arbeits)Kultur begleiten können.“ Dabei sollten sich Unternehmen ebenso motiviert zeigen, wie die meisten Geflüchteten. „Viele wollen Teil der Hochleistungsgesellschaft Deutschland werden.“ Das stimme ihn optimistisch. So könne Integration gelingen.

Sein Team hat einen Leitfaden für Unternehmen entwickelt. Er ist unter http://arbeitsintegration-fluechtlinge.org/leitfaden/ nachzulesen und hilft Unternehmen dabei, Chancen und Risiken sorgsam abzuwägen. Dass sie sich der großen Aufgabe Integration stellen müssen, liegt für Prof. D. Jürgen Deller auf der Hand. „Wir müssen die Integration schaffen, damit die Gesellschaft stabil bleibt“, sagte er.

Die Teilnehmer bereiten sich in der „Halle der Begegnung“ im Haus Nordhelle auf das Referat von Prof. Dr. Jürgen Deller vor. Foto: Wolfgang Teipel

Arbeit in sieben Workshops

Nach dem Impuls-Referat besuchten die Teilnehmer der Fachtagung sieben Workshops, die verschiedene Aspekte zum Thema Integration behandelten. Der Erfahrungsaustausch wurde nachmittags wiederholt, so dass alle Teilnehmer die Chance hatten, an zwei Workshops teilzunehmen.

Workshop-Themen: Dr. Bettina Wolf von der Siegener Agentur für Arbeit sprach über Voraussetzungen, Qualifizierungsmöglichkeiten, Chancen und Perspektiven auf dem regionalen Arbeitsmarkt für Flüchtlinge. Fady Salama lieferte Einblicke in seine Erfahrungen bei der Stadt Meinerzhagen.

Die VHS-Leiter Marion Görnig (Volmetal) und Andreas Hostert (Lüdenscheid) berichteten über die Bedeutung von Sprachkursen als ersten Schritt zur Integration, Susanne Dalkmann (Agentur Mark) sprach über junge Zugewanderte als Fachkräfte von Morgen reden. Katharina Bodenstein (SIHK) und Jutta Wrona (GAH-Alberts) schilderten, wie sich junge Flüchtlinge in Unternehmen integrieren lassen.

Prof. Dr. Hildegard Schröteler-von Brandt (Universität Siegen) und Barbara Assmann-Bals (Gemeinde Kirchhundem) behandelten das Thema, wie das Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamt sowie Geflüchteten im ländlichen Raum gelingen kann. Und Michael Wirth von der Diakonie Lüdenscheid sprach über wichtige Orientierungshilfen für Geflüchtete „zum Start in ein Leben im Exil“.

 

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